Mit Permuted Identity erschafft der Hamburger Komponist Marc Pendzich ein Musikalbum der besonderen Art: Vier jeweils fünfminütige und bruchlos ineinander übergehende Musikwerke, die jeweilig bestimmte psychische Grundstimmungen verkörpern, prägen das Album:
switchback („Achterbahn der Gefühle“), unique („Mir kann niemand irgendetwas“), numb („betäubt, entfremdet“) und serendipity („glücklicher Zufall – bei sich sein“).
Wir reisen akustisch mit diversen Verkehrsmitteln durch Pendzichs Lebensraum Hamburg; zu Fuß, per U-Bahn, mit Inlineskates, mit dem Fahrrad durch den alten Elbtunnel sowie im Auto zur Rushhour – und gleiten dabei musikalisch von einem Gefühlszustand zum nächsten – jeweils doppelt durchlebt sowohl als Original- als auch als Remix, welcher vertieft die Zwischentöne der Gefühlsstimmungen beleuchtet…
switchback — unique — unique (remix) — numb — numb (remix) — serendipity — serendipity (remix) — switchback (remix)
Zwischen dem Original- und dem Zweitmix liegen etwa fünf Jahre, sodass Marc Pendzich nun mit zeitlichem Abstand und neuer Perspektive auf das insgesamt rund 42-minütige Musikwerk blickt.
Wie kommt es zu dem Albumnamen „Permuted Identity“?
Interpretiert man den Titel „Permuted Identity“ großzügig als „ständig verändernden Seelenzustand“, dann sind hier die im Album stetig abwechselnden Gefühlszustände, die sich hörbar durch Hamburg fortbewegende Person erlebt, gemeint.
Im Ursprungskonzept – denn ursprünglich handelt es sich hier um einen Soundtrack zu einem (nicht realisierten) Modern-Dance-Theaterstück – war der Name spezifischer zu verstehen:
Für das Modern-Dance-Theaterstück waren den vier fünfminütigen Musikwerken
- [M1] switchback („Achterbahn der Gefühle“)
- [M2] unique („einzigartig“ – „Mir kann niemand irgendetwas“)
- [M3] numb („betäubt, entfremdet“)
- [M4] serendipity („glücklicher Zufall bei sich sein“).
vier ebenfalls fünfminütige Choreographien gegenübergestellt.
Zu [M1] Switchback wäre Choreographie [C1] zu sehen gewesen, es folgte [M2] Unique – aber mit der wiederholten Choreographie 1 (die jedoch dem Gefühlsinhalt von [M1] Switchback entspricht), sodass hier im weiteren Ablauf einer Permutation gleich mal harmonisch-eindeutige, mal abweichend-reibende Gefühlsinhalte ergeben hätten – bis dann im letzten Teil abschließend noch einmal [M1] Switchback erklungen wäre, aber diesmal zu der Choreographie [C4], die dem psychischen Zustand von [M4] Serendipty entsprochen hätte:
(= ca. 42 min)
Im Ergebnis haben wir damit eine Permutation vorliegen. Die Gefühlsinhalte, die mal recht eindeutig, mal höchst ambivalent sind – und die im Zeitraum von rund 40 Minuten stetig der Veränderung unterliegen, dieses stetige
Sich-Selbst-Nicht-Finden, das Nicht-bei-Sich-Sein, nicht-im-Einklang-mit-sich-selbst-sein
in dieser Kaskade von Gefühlen bzw. psychischen Zuständen kann gewissermaßen als eine nicht feststehende, weil sich ständig verändernde, permutierende Identität – d.h. als Permuted Identity – verstanden werden.
Die vier Musikstücke sind, da sie im Tanztheaterstück jeweils als Ganzes für die identische Wiederholung vorgesehen waren, in sich weitgehend ohne musikalische Wiederholungen komponiert. Bei so vielen musikalischen Informationen ist dann die Wiederholung des ganzen Werkabschnitts durchaus ok, aber: Bei einem reinen Musikalbum bietet sich es nicht an, zwei Mal nacheinander die identische Musikaufnahme zu hören zu bekommen. Daher erklingt nun auf dem Musikalbum statt der identischen Wiederholung der jeweilige „Was macht diese Musik mit mir 5 Jahre später?“-Remix.
Zwischen den einzelnen (akustisch allesamt miteinander verwobenen) Parts sind jeweils ca. 30-sekündige Soundscapes (Klangwelten) so angelegt, dass die*der Hörer*in (Zuschauer*in) in die Rolle des quer durch Hamburg Reisenden schlüpft.
- Achten Sie mal drauf: Das Mikrophon bewegt sich, d.h. Sie als Hörende*r bewegen sich durch die Stadt. Anders ausgedrückt: Nicht die*der Inlineskater*in fährt an Ihnen vorbei, sondern Sie selbst sind hörend in der Position der*des Inlinerfahrenden.
… siehe auch Werkstattbericht unter „…productions notes“